Dienstag, 31. Januar 2012

Interview mit Sylvie Felgueiras "6 aus 49 Fragen"

Bitte erzählen Sie etwas über sich:

Das Studium an der FH Trier im Fach Kommunikationsdesign bietet mir die Möglichkeit einer sehr guten gestalterischen Grundlage. Auch geben mir die technischen Möglichkeiten Raum für gestalterische Freiheiten.
Die Schwerpunkte liegen hier im Bereich der Grafik und der Illustration.

Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie ist jedoch
für mich ein Ausbruch aus der ansonsten anwendungsbezogenen gestalterischen Herausforderung.
Hier kann ich frei sein und mich ausprobieren. Momentan bietet mir die Doppelbelichtung genau diese Möglichkeit.
Meine Fokussierung richtet sich im Besonderen auf das Detail. Ich entdecke, speichere und konstruiere neu.


1) Die Kunst hat keine Vorgaben. Wie wissen Sie, was Sie als nächstes zu tun haben?
Ich liebe es mich treiben zu lassen und erwarte mit großer Spannung, was der Zufall mir beschert.
Dann halte ich wieder inne, trete ein Stück zurück, analysiere, reflektiere und reagiere. Gerade bei meiner neuen Fotoserie spielt der Zufall eine grosse Rolle. Ich bestimme Zeit und Richtung, der Rest passiert fast von selbst. Und wenn man es am wenigsten erwartet, stößt man manchmal auf die aufregendsten Details.

2) Wie wichtig ist die Kritik für Ihre Kunst?
Kritik kann hilfreich sein beim Hinterfragen der eigenen Arbeit und ist für mich der Schlüssel zur Kommunikation mit dem Rezipienten. Daraus entstehen oft sehr interessante Sichtweisen und Gespräche, die mich in meiner Arbeit weiterbringen.

3) Haben Sie Kollegen, mit denen Sie sich über Techniken, Tricks und Ideen austauschen?
Glücklicherweise existiert um mich herum ein stabiles soziales und künstlerischen Netzwerk, indem ich mich facettenreich austauschen kann. Das ist für jeden Menschen sehr wichtig und ganz besonders für die Kreativen unter uns.

4) Sind Sie in der lokalen Kunstszene engagiert?
Vor ein paar Jahren habe ich mit Freunden das freie Zeichenkollektiv in der Tufa Trier ins Leben gerufen, um eben diesem so wichtigen Austausch Plattform bieten zu können. Wir treffen uns jeden Montag und zeichnen zwei Stunden Akt. Jeder der möchte darf, ohne vorherige Anmeldung, teilnehmen. Mittlerweile erfreuen wir uns regem Zulauf und es ist immer wieder aufs Neue spannend zu sehen, wie unterschiedlich jeder Zeichenstil und die einzelnen Sichtweisen sein können. Spannend zu beobachten sind auch die Entwicklungen der anderen und natürlich auch die eigene.
Es macht grossen Spass diese Zeichendisziplin regelmäßig in netter Atmosphäre zu praktizieren. Mein Dank geht an dieser Stelle an die Kulturwerkstatt Trier e.V., die uns unter dem Dach der Tufa Trier e.V. ihre Strukturen zur Verfügung stellt, ohne die unser Abend so nicht möglich wäre.

5) Welche Rolle spielen neue Medien in Ihrem Schaffen?
Noch vor 10 Jahren sah der Studiengang des Grafikdesigners deutlich anders aus als heute und auch die Einführung des Bachelor/Master Systems haben die Rahmenbedingungen deutlich verändert.
So wird den Neuen Medien heute ein grosser Raum in den "Stundenplänen" beigemessen, der in den analogen und handwerklichen Lehrzeiten eingespart wird. Auch durch die Verkürzung der Regelstudienzeit bleibt weniger Zeit, um sich intensiver mit dem Studium der traditionellen grafischen Techniken auseinander setzen zu können.
Aber trotz oder gerade wegen dem ständigen Zeitdruck kehre ich oft zurück zu Stift und Papier. Das schafft für mich Ordnung und Klarheit. Natürlich bietet mir die digitale Fotografie Möglichkeiten mit günstiger Budgetierung den Dingen nachspüren zu können. Gleichzeitig möchte ich jedoch nicht die analoge Fotografie in ihrer Qualität und Detailwiedergabe missen. Beides hat seine Vor- und Nachteile.

6) Was bedeuten Grenzen für Sie?
Grenzen sind für mich etwas sehr abstraktes. Politisch, im Sinne der Ländergrenzen, habe ich sie in meiner Kindheit noch kennengelernt, doch diese spielen in der heutigen globalisierten Welt in Bezug auf Europa   eine untergeordnete Rolle. Die digitale Doppelbelichtung ermöglicht mir genau diesen abstrakten Umgang mit Grenzen. Durch die Überlagerung zweier Orte, also die bewusste Überschreitung dieser Grenze, entsteht für mich eine Art Zwischenwelt mit einer eigenen Stimmung.




























Mehr über Sylvie Felgueiras:
Email:  zweiraummusik(at)gmx.de